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Auflagen und Empfehlungen bei Zuchtzulassungen, Fluch oder Segen?

Wenn man zu viel Zeit hat, dann macht man sich endlich mal konkrete Gedanken zu Themen, die einen eigentlich schon lange bewegen, auch wenn sie einen selbst gar nicht betreffen, jedenfalls nicht so direkt. Denkt man darüber aber länger nach, muss man sagen, dass sie jeden Züchter in Deutschland betreffen. Zumindest die, die unsere im CFH vertretenen 3 Rassen züchten.

Schaue ich in ganz alte Zuchtbücher, sehe ich bei den Zuchtzulassungen nur sehr wenige verbindliche Auflagen und Empfehlungen, die ausgesprochen wurden.

Normalerweise müsste man schlussfolgern: "Früher waren die Hunde besser."

Weit gefehlt...vom Standard sind die heutigen Franzosen bei Weitem besser als damals.

Ich habe mal ein bisschen in meinem Papier-Archiv gekramt und Folgendes zusammen gestellt. Übrigens verlangt der CFH seit 1985 einen Verhaltenstest zur Zuchtzulassung.



und dann gab es noch die wahrhaft paradiesischen Zeiten der 1977-80, damals war man froh um jeden halbwegs gesunden Briard, der zur Verfügung stand.





Genauso wichtig wie damals, ist es auch heute wieder, jeder gesunde Briard, der halbwegs in den Standard passt, sollte zur Zucht verwendet werden.

Auf wirklich jeder Fortbildung zum Thema Zucht und Genetik wird es gepredigt...

rauf und runter, vorwärts wie rückwärts.

Ich frage mich wirklich, wann kommt das bei unseren Zuchtverantwortlichen an, sie besuchen doch die gleiche Fortbildungen.

Statt dessen hagelt es Auflagen und Empfehlungen, man kann doch eigentlich davon ausgehen, dass jeder Züchter des Lesens mächtig ist.

Nein...man klammert sich krampfhaft an irgendwelche Auflagen und verlangt, dass sie erfüllt werden, wenigstens von den deutschen Deckrüden.

Womit wir bei einem der besonders wunden Punkte dieses Systems angekommen wären. Im Ausland gibt es keine Auflagen in der Zucht, auch Vermessungen sind nicht unbedingt Bestandteil einer ZZL (falls es in dem Land überhaupt eine gibt).

So wird es ohne Problem genehmigt, eine Hündin mit einer Auflage auf Kopfproportion mit einem Rüden ohne jegliche Kopfvermessung zu verpaaren, da dies eine immer wieder beliebte Auflage unserer Zuchtkommission ist, fallen mindestens 50% unserer Rüden aus...aber zum Glück gab es Anno 2018 eine Zuchtzulassung, bei der fast alle Briards einen 1/1 Kopf hatten, schade nur, dass bei der Addition heraus kam, dass 68er Rüden nur noch eine Kopflänge von 24 cm hatten....tja...Was war passiert ?

Schrumpfköpfe? Nein...Es war einfach eine anderer Ansatz des Messens.

Vielleicht auch der Bessere. Schauen wir mal, was der Standard sagt:

"Der Kopf ist lang: 2/5 der Widerristhöhe. Die Breite des Schädels macht etwas weniger als die Hälfte der Kopflänge aus. Der Schädel und der Fang sind gleich lang."

und er sagt noch :

"OBERKOPF: Schädel: Kräftig, von der Seite gesehen sehr leicht abgerundet.

Stopp: Ausgeprägt; er ist im gleichen Abstand vom Hinterhauptbein wie von der Nasenspitze platziert".

Was machen wir denn nun mit dem Stopp???

Rechne wir ihn zum Schädel ? Schon wird der Fang zu kurz, anders herum wird auch kein Schuh daraus.

Entweder den Stopp halbieren, oder Messung Schädel/Fang ohne Stopp und zusätzliche die gesamte Kopflänge, das wäre eine gerechte Sache und vor allem vergleichbarer.

Die meist genutzte Auflage und Empfehlung betrifft übrigens die Rutenform, ein Punkt der sogar in der Zuchtzulassung des deutschen Schwestervereins fehlt.

Im Klartext bedeutet es, viele CFH-Rüden fallen für eine, in diesem Punkt, beauflagte Hündin weg, aber ein Rüde des anderen Clubs kann ohne Probleme genommen werden, selbst wenn er einen "queue en vache" zeigt.

Dann gibt es noch schwer verständliche Auflagen wie z.B. ein Briard mit unschönem Fauve, darf nur von vorzüglich fauve-farbenem Partner gedeckt werden, oder von Schwarz. Ich vermisse hier das kleine Wörtchen "homozygot", was soll bitteschön ein Mischerbiger verbessern?

Obwohl jetzt "Gendern" auf dem Vormarsch ist, findet keine Gleichberechtigung bei der ZZL statt. Ein Rüde, der etwas zu klein geraten ist, bekommt eine Empfehlung für "mindestens mittelgroße Hündinnen", während eine Hündin mit dem gleichen Problem, mit einer Auflage nur für Rüden von 64-66cm " versehen wird. Muss ich nicht verstehen.

Interessant wäre es doch, wenn wir erst einmal erforschen würden, wie hoch bei einigen beauflagten Standardgeschichtchen überhaupt die Heritabilität ist.

Ich bin dafür, die Zuchthunde nur noch in "zur Zucht zugelassen" oder eben nicht zu klassifizieren, es würde die ganze Sache sehr erleichtern.

In allen anderen Ländern Europas klappt es einwandfrei, nur in Deutschland scheint es da kein Vertrauen in die Züchter zu geben.

Keiner ist so dämlich, eine Hündin mit fehlendem Zahn von eben solch einem Rüden decken zu lassen.

Im Moment ist es sogar so, dass ausländische Rüden ohne jede Ausstellung, Vermessung oder Verhaltenstest genehmigt werden. Wer weiß eigentlich, ob diese nicht 72 cm groß sind und einen wunderbaren Vorbiss ohne Kontakt haben...Ach, ich weiß schon....

Da vertraut man auf einmal dem Züchter.

Bevor es hier zu lang wird komme ich jetzt noch kurz zur Außenwirkung.

Was mag das Ausland über die deutsche Zucht denken, kaum ein Hund scheint annähernd dem Standard zu entsprechen.

Wozu machen die Deutschen denn seit Jahren die ganzen Auflagen?

Ich kann darauf nur antworten: Es liegt in unserer Mentalität!

"Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare.."

Vielleicht habe ich mit diesem Artikel ein paar Leute zum Denken gebracht,

es ist ja nicht alles in Stein gemeißelt. Ordnungen sind schließlich änderbar.


© Heike Pommer








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